Spieglein Spieglein - Die wirklich wahre Geschichte von Schneewittchen
Fantasyfilm USA, CDN 2012, 92′ - mit Julia Roberts, Lily Collins, Armie Hammer, Sean Bean, Nathan Lane, Mare Winningham, Michael Lerner
Kurzbeschreibung
Starbesetzte Neuinterpretation des wohl bekanntesten Grimm-Märchens: Für seine Inszenierung konnte Regisseur Tarsem Singh ("Krieg der Götter") Oscar-Preisträgerin Julia Roberts ("Eat Pray Love") als böse Stiefmutter und Jungstar Lily Collins ("Love, Rosie") als Schneewittchen gewinnen.
Inhalt
Was bringt eine Königin in den besten Jahren so richtig auf die Palme? Ihr bekümmerlicher Kontostand? Krähenfüße um die Augen? Ja, das auch – vor allem aber, dass ihre junge Stieftochter schöner sein soll als sie. Der alte Zauberspiegel lügt nun einmal nicht, und so verbannt sie Schneewittchen kurzerhand in den Wald, wo diese auf eine Bande kleinwüchsiger Kleinkrimineller - die Sieben Zwerge - trifft.
Gemeinsam mit den sieben Zwergen schmiedet Schneewittchen den Plan, die Königin vom Thron zu stürzen. Zwischen die Fronten gerät indes Prinz Andrew Alcott von Valencia, in den sich Schneewittchen auf den ersten Blick verliebt. Doch auch die Königin hat ein Auge auf den wohlhabenden Schönling geworfen – und so stehen sich Stiefmutter und Stieftochter in einer doppelten Fehde um Prinz und Königreich gegenüber…
Kritik
Bildgewaltige Grimm-Adaption
"Schneewittchen"-Verfilmungen gibt es wahrlich wie Sand am Meer – mit seiner Version des Grimm-Klassikers beschreitet Regisseur Tarsem Singh allerdings einen etwas anderen Weg: Schon in den ersten Filmminuten wird klar, dass es sich bei "Spieglein, Spieglein" keineswegs um eine klassische Märchenverfilmung handelt – vielmehr erwartet den Zuschauer eine satirisch-modernisierte Neuinterpretation der altbekannten Geschichte.
Obwohl der Film mit einigen originellen Abweichungen vom Original, einer ungewohnt selbstbestimmten Heldin und gut besetzten Schauspielern aufwartet, sind die Stärken der Inszenierung doch eher auf visueller Ebene zu finden: Hier beweisen Regisseur Tarsem Singh und seine - inzwischen leider verstorbene - Stamm-Kostümbildnerin Eiko Ishioka einmal mehr Fantasiereichtum und erwecken Schneewittchens Welt mittels zauberhaft-farbenfroher Kleider und Kulissen zum Leben.
In diese fast surreale Umgebung fügen sich die Computereffekte nahtlos ein, weshalb "Spieglein Spieglein" in visueller Hinsicht ein echter Augenschmaus ist. Auf inhaltlicher Ebene erweist sich der Film dagegen als nicht ganz so überzeugend: Wo die aufwändig gestalteten Bilderwelten jederzeit den kreativen Eifer der Macher widerspiegeln, vermag die Story zwar zu unterhalten, ruft bei Zuschauern jenseits des Kindesalters aber selten mehr als ein Schmunzeln hervor.
Die mit sichtlicher Spielfreude agierende Julia Roberts als sarkastisch-boshafte Königin oder die schlitzohrige Zwergenbande sorgen zwar für frischen Wind im etwas angestaubten Schneewittchen-Universum, insgesamt ist der Humor aber eher auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten und dürfte bei diesem auch deutlich mehr punkten. Ein Meilenstein im Genre der Märchenverfilmungen ist "Spieglein, Spieglein" somit zwar nicht geworden – als heiter-kurzweilige Familienunterhaltung taugt die bildgewaltige Grimm-Adaption aber allemal.