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ARTE So.. 15.09.
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42 - Die Antwort auf fast alles

Wer eine dreidimensionale Erdkugel auf eine zweidimensionale Landkarte bringen will, verzerrt unweigerlich die realen Verhältnisse. BR
Karten entstanden durch Seefahrt und später durch militärische Expansionen. Vor allem der Kolonialismus prägt die Kartographie bis heute. BR
Was in der Mitte einer Karte liegt, wird als wichtig wahrgenommen. Es ist eine bedeutsame Entscheidung, was wir in die Mitte platzieren. BR
Der Kartograph Gerhard Mercator entwickelt im 16. Jahrhundert die lange Zeit bedeutendste Weltkarte, die heute jedoch für ihre verzerrte Darstellung kritisiert wird: Europa etwa rückt ins Zentrum und ist in Relation zu groß. BR

TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.

Wie mächtig sind Landkarten?

Infomagazin D 2024, 29′

Kurzbeschreibung

Karten scheinen neutral zu sein. Sie beschreiben die Welt. Sie bilden sie ab. Oder etwa nicht? Wer entscheidet, ob auf einer Karte ein Einkaufszentrum zu sehen ist - oder eine öffentliche Toilette? Wie kommt es, dass auf Weltkarten oft Europa im Zentrum steht - und nicht Australien? War die Grenzziehung auf Karten zuerst da - oder die tatsächliche Kontrolle über eine Region? Und warum ist auf Karten Norden oben - und nicht Süden, Westen oder Osten? Im Universum gibt es doch kein oben und unten. Haben Karten eine Agenda?

Inhalt

Landkarten scheinen objektiv zu sein. Denn wo auf der Karte eine Kirche ist, ist auch in Wirklichkeit eine Kirche. Aber ob es eine Kirche auf der Karte gibt, ist eine Entscheidung. Genauso wie die Frage, ob Google Maps Läden und Cafés mit einem Symbol versieht - oder öffentliche Wasserspender und Skaterplätze. Nicht nur offensichtliche Propagandakarten haben eine Agenda. Auch ganz einfache Stadtpläne oder vermeintlich neutrale Weltkarten. Karten sind Ausdruck der Macht derer, die sie in Auftrag geben. Und hinter den meisten Karten standen lange Zeit große Auftraggeber wie Kirchen oder staatliche Institutionen. Dass diese Karten spezifische Interessen widerspiegeln, wird in der Kartographie seit den 1960er Jahren hinterfragt. Kritische Kartographie weist immer wieder darauf hin, wie eng Karten mit spezifischen Interessen, mit der Entstehung der europäischen Nationalstaaten und mit dem Kolonialismus verbunden sind. Aufschlussreich ist auch die Frage, wer eine Region kartographieren darf. Die Bewohner selbst, wie bei einem Kartierungsprojekt in einer informellen Siedlung in Kenia? Oder ein privatwirtschaftliches Unternehmen wie im Fall von Google Maps, das mit einem Marktanteil von mehr als 90 Prozent unseren Raum weltweit erfasst und interpretiert? Neben der Wissenschaft weisen vor allem die Kunst und die indigenen Völker immer wieder auf die Macht von Karten hin. Denn um Karten zu erstellen, braucht es Geld, Zugang zu Bildung und Autorität. Es ist gut zu wissen, welche Geschichte hinter den Karten steckt, welches Interesse - und welches Potenzial.

Sendungsinfos

Regie: Julia Fritzsche Untertitel, Stereo
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