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NDR Do.. 24.10.
Doku

Die Albanischen Alpen - In den verwunschenen Bergen

Die albanische Schäferin Laqe (rechts) mit Schwiegertochter Marjana. NDR
Sonnenuntergang in den albanischen Alpen. NDR
Auf der einzigen Asphaltstraße Richtung Berge wird es manchmal eng. NDR
Manche Bergbewohner bauen eigenen Wein an, um Schnaps daraus zu brennen. NDR
Viele Albaner in den Bergen halten eigene Schafe. NDR
Fischer Ded Nika mit Bachforellen aus einem Gebirgsbach. NDR
Gebirgsbach in den albanischen Alpen NDR
Traditionelles Haus am Ortsrand des Dorfes Theth. NDR
Fischer Ded Nika mit Bachforellen aus einem Gebirgsbach. NDR

Land und Leute 45′

Inhalt

Die Albanischen Alpen liegen mitten in Europa und blieben doch für lange Zeit schwer zugänglich und fremd. Langsam öffnet sich der Norden des Landes für Besucher und die Einheimischen begegnen ihnen ausgesprochen freundlich. Das eigene Haus gehört zuallererst Gott und danach dem Gast. So atemberaubend schön die Natur hier ist, so hart ist auch der Alltag seiner Bewohner. Einen halben Tagesmarsch dauert der Aufstieg mit Packpferden in das Sommerlager der Schäferin Laqe und ihrer Familie auf einer Hochebene in den Bergen nördlich des kleinen Dorfes Lepushe. Jedes Jahr wandert die Familie mit ihrer Schafherde hier hinauf und bleibt, bis der erste Schnee fällt. Das Weideland weit oben in den Bergen empfindet Laqe wie das Paradies: "Mein halbes Leben hab` ich hier verbracht. Und ich bete zu Gott, dass ich hier sterben darf!", so die Schäferin. Laqe sagt, sie sei wohl Mitte 60, so genau wisse sie das nicht. So liegt inzwischen alle schwere Arbeit auf den Schultern ihrer Schwiegertochter Marjana, die sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang um die Tiere und die Familie kümmert. Denn wer in diesen Bergen leben will, muss darum kämpfen. Nur wenige Kilometer entfernt fließt der Fluss Shala durch die Alpen. Hoch über dem klaren kalten Strom lebt Gjelosh Preka mit seiner Frau Mirja. Der 55-Jährige betreibt den letzten Laden in den Bergen. Wer etwas kaufen will, ruft so lang und laut nach Gjelosh, bis der den Hang hinabklettert und seinen Laden aufschließt. "Ich verkaufe alles, was die Menschen hier oben brauchen: Treibstoff, Haarfärbemittel für die Frauen, Mehl, Zucker, Öl. Aber eigentlich lohnt es sich nicht mehr." Heute leben nur noch etwa 30 Menschen in der abgelegenen Siedlung. Früher, während des Kommunismus, arbeiteten mehrere Hundert Menschen hier oben in der Landwirtschaft. Vorm Laden stand man Schlange. Dann verschwand das Regime und mit ihm fast alles andere. Die meisten jungen Leute haben die Gegend verlassen, auch Gjeloshs drei Kinder leben im Ausland. Für die letzten Bewohner betreibt Gjelosh nicht nur den einzigen Laden in den Bergen. Hauptberuflich arbeitet er im alten Wasserkraftwerk im Tal, repariert ehrenamtlich die maroden Stromleitungen in halsbrecherischer Höhe und schleppt mit seinem Allradwagen liegen gebliebene Autos ab, die in den Bergen eigentlich nichts zu suchen haben. Denn hier oben gibt es keine Straße, nur felsige Pfade. Manchmal nimmt Gjelosh seinen alten Freund Ded Nika mit auf seine abenteuerlichen Fahrten nah am Abgrund. Eigentlich macht Ded jede Fahrt hier oben Angst, doch zu Fuß würde es ewig dauern. Ded will weiter hoch in die Berge, dorthin, wo die Shala rauschend talwärts stürzt. Fische will er dort fangen: "Die Bachforelle der Shala ist der beste Fisch in ganz Albanien und etwas ganz Besonderes", meint Ded. Dann zieht er sich aus, nimmt sein Netz und klettert in Unterhose die Felsen hinauf. Ded hofft auf einen guten Fang. Denn er hat Gjelosh und alle seine Freunde zu einem Fest eingeladen mit selbst gebranntem Schnaps, einem Hammel am Spieß und über offenem Feuer gebratenen Bachforellen. Die Dokumentation nimmt die Zuschauer*innen mit in den unbekannten Norden Albaniens. Dieser Teil der Alpen ist selbst den meisten Albanern im Flachland so fremd, dass manche sie "Bjeshkët e Nemuna" nennen, die "Verwunschenen Berge". In der rauen Schönheit dieser Berge war das Kamerateam mehrere Wochen lang unterwegs und hat Menschen beobachtet, deren Leben noch immer von jahrhundertealten Traditionen geprägt ist.

Sendungsinfos

Von: Carsten Rau Redaktion: Christian Kossin Untertitel, Stereo
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