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ZDF Sa.. 28.09.
Doku

Ein Tag in Dresden 1946

In Breslau war Elli Göbel (Henrike von Kuik) Geigenlehrerin. Seit ihrer Flucht nach Dresden arbeitet sie als Trümmerfrau. Den Job hat ihr das Arbeitsamt zugewiesen. ZDF/Gatis Indrevics
Der Deckel von einem Einmachglas ist Teil einer ausrangierten Gasmaske. Hergestellt von einer ehemaligen Rüstungsfirma. Die Historikerin, Prof. Marita Krauss, untersucht "Notprodukte" der Nachkriegszeit. ZDF/Arsenij Gusev
Flüchtlinge wurden häufig bei Familien vor Ort untergebracht. In den Zwangs-Wohngemeinschaften gab es wenig Platz und häufig noch weniger zu essen. ZDF/Gatis Indrevics
Die Historikerin Dr. Leonie Treber im Dresdner Stadtarchiv: Trümmerräumung war zwangsverordnet, körperlich schwere Arbeit und lebensgefährlich. ZDF/Arsenij Gusev
Die "Trümmerfrauen" müssen Tonnen von Schutt in Loren laden. Sogenannte Trümmerbahnen bringen ihn auf die riesigen Halden am Stadtrand. ZDF/Gatis Indrevics
In den Archiven des Roten Kreuzes in München lagern Millionen Dokumente zur Vermisstensuche in der Nachkriegszeit. Die Historikerin, Dr. Nadine Recktenwald, erforscht die Geschichte der Suchdienste. ZDF/Arsenij Gusev
Eine kurze Pause von der schweren Arbeit. Das einst prachtvolle "Elbflorenz" ist eine Trümmerwüste. ZDF/Gatis Indrevics
Dresden 1946: Das einst prachtvolle "Elbflorenz" ist eine Trümmerwüste. Durch den verheerenden Bombenangriff in der Nacht auf den 14. Februar 1945 sind 30 Prozent des Wohnraums völlig zerstört. ZDF/Raimonds Birkenfelds
Elli Goebel (Henrike von Kuik,l.) auf der Suche nach ihrer Schwester. Erst mit der Einrichtung des zentralen "Suchdienstes für Vermisste Deutsche in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands" werden systematische Suchaktionen möglich. ZDF/Gatis Indrevics

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Dokumentation D 2022, 44′

Inhalt

"Ein Tag in Dresden 1946" folgt 24 Stunden lang der jungen Elli Göbel. Die Mutter von zwei Kindern ist eine von über 500 Trümmerfrauen, die helfen, die zerbombte Stadt wiederaufzubauen. Anhand einer fiktiven Biografie verdichtet die "Terra X"-Dokumentation Schicksal und Lebenswirklichkeit der vielen sogenannten Bauhilfsarbeiterinnen in Dresden. Wie haben die Frauen den schweren Alltag gemeistert? Von welcher Zukunft haben sie geträumt? Es ist der 16. September 1946 - der Zweite Weltkrieg ist seit mehr als einem Jahr beendet. Die vier Siegermächte haben Deutschland besetzt und aufgeteilt. Der Osten steht unter sowjetischer Besatzung, darunter auch die Barockstadt Dresden. Das einst prachtvolle Elbflorenz ist eine Trümmerwüste. Durch den verheerenden Bombenangriff in der Nacht auf den 14. Februar 1945 sind 30 Prozent des Wohnraumes völlig zerstört. Dass der Wiederaufbau der Stadt dennoch in Gang kommt, ist besonders den Frauen zu verdanken, die im Volksmund Schipperinnen oder Trümmerfrauen genannt werden. Eine ist Elli Göbel. Den schweren Job hat ihr das Arbeitsamt zugewiesen. Von dem niedrigen Lohn muss sie zwei Kinder ernähren, ihr Mann ist 1943 an der Ostfront gefallen. Bis Kriegsbeginn war Ellis Leben ganz anders - als Geigenlehrerin im schlesischen Breslau. Als im Januar 1945 die Rote Armee vor der Stadt steht, macht sie sich mit ihrer Familie und Tausenden Flüchtlingen auf den langen Weg in Richtung Westen. Ellis Eltern überleben die Tortur nicht, ihre Schwester Gerda gilt seither als vermisst. Doch Elli gibt die Hoffnung nicht auf, Gerda doch noch wiederzufinden. In Dresden ist die Versorgungslage 1946 miserabel. Ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen und die Nachricht, dass die engsten Verwandten überlebt haben, ist das, was für die Menschen damals zählt. Die Arbeit als Trümmerfrau - oder Bauhilfsarbeiterin, wie es damals offiziell heißt - ist entgegen der medialen Darstellung alles andere als beliebt. In der Enttrümmerung arbeitet nur, wer keine Wahl hat. Aber es ist die einzige Möglichkeit, an die begehrten Lebensmittelmarken der Kategorie eins zu kommen. Bis heute hält sich hartnäckig der Mythos von der heldenhaften deutschen Trümmerfrau. Dabei arbeiten auf den Baustellen sowohl Frauen als auch Männer. Trümmerfrauen, wie sie im kollektiven Gedächtnis der Deutschen verankert sind, hat es eigentlich nur in Berlin und der sowjetischen Besatzungszone gegeben. In den meisten westdeutschen Städten wird die Enttrümmerung schnell von Firmen mit schwerem Gerät übernommen. Und die Bilder von jungen lachenden Frauen, die man aus Schulbüchern kennt, sind oft gestellt. Um in der Nachkriegszeit zu überleben, ist Einfallsreichtum gefragt. Lebensmittel sind knapp, und Hunger ist eine echte Bedrohung. Ersatzprodukte wie die sogenannte Stalinschmiere, eine Ersatzleberwurst aus Speiseölresten und Hefeflocken, füllen wenigstens den Magen. Elli hebt auch Kartoffelschalen auf. Dank der Solanine, die in der Knolle stecken, schäumen sie wie Seife und sind als Putz- oder Waschmittel bestens geeignet. Alte Kleidung wird kurzerhand recycelt: Aus Gardinen oder Uniformen entstehen neue Jacken und Kleider. In der Nachkriegszeit herrscht Nachhaltigkeit, so gut wie nichts wird weggeworfen. Ellis großer Traum ist es, wieder als Musikerin zu arbeiten. Als sie eine Stellenanzeige des Plauener Tanzorchesters liest, will sie auf dem Schwarzmarkt ein Instrument für das Vorspiel organisieren, obwohl der Erwerb von Schwarzmarkt-Waren strafbar ist. Der Schwarzmarkt ist der Supermarkt der Nachkriegszeit. Dort wird schon mal ein Teppich gegen ein paar Lebensmittel oder Meißner Porzellan gegen ein Fahrrad getauscht. Die begehrteste Währung aber sind Zigaretten, Geld ist praktisch nichts mehr wert. Als Elli gerade ein Instrument gefunden hat, wird es plötzlich hektisch auf dem Markt. Die Polizei führt eine ihrer Razzien durch, und Elli wird verhaftet. Ihr droht eine drakonische Strafe und im schlimmsten Fall sogar der Verlust ihrer Kinder.

Sendungsinfos

Von: Arne Peisker, Jens Afflerbach, Sigrun Laste VPS: 28.09.2024 02:45, Untertitel, Stereo
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