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Deutschland in ...

Mirko Drotschmann erläutert, dass zu Beginn des Dampflokomotiven-Zeitalters die Menschen Angst vor dem "dampfschnaubenden Drachen" hatten. ZDF/Peter Trinks
1870 geht die unter Leitung von Wilhelm Siemens gebaute indo-europäische Telegrafenlinie in Betrieb. Ein Meilenstein bei der Verkabelung der Welt. (Spielszene) ZDF/Torbjörn Karvang
Die Völklinger Hütte war Ende des 19. Jahrhunderts das Zentrum der Schwerindustrie. ZDF/Joachim Köhler
Mirko Drotschmann vor einem Symbol der Industriellen Revolution, die das Leben der Menschen stark verändert hat. ZDF/Julian Balducci
Mirko Drotschmann erklärt die 1893 eingeführte sogenannte Mitteleuropäische Zeitzone. ZDF/Jörg Faber Courtial
Mirko Drotschmann erklärt die Bedeutung des Pumpwerks Alte Emscher in Duisburg. ZDF/Joachim C. Seck
Die Eisenbahn ist eine Schlüsseltechnologie der Industriellen Revolution. ZDF/Joachim C. Seck
Der Doppelblock-Förderturm der Essener Zeche Zollverein wurde zum Wahrzeichen der Steinkohleförderung im Ruhrgebiet. ZDF/Marc Riemer
Mirko Drotschmann steht inmitten der Völklinger Hütte, dem ehemaligen Eisen- und Stahlwerk im Saarland. ZDF/Peter Trinks
Der Leiter des Archiv Krupp, Prof. Dr. Ralf Stremmel (l.) zeigt Mirko Drotschmann (M.) und dem Essener Stadtarchäologen Dr. Detlef Hopp (r.) Fotografien des Krupp-Stahlwerks. ZDF/Joachim C. Seck

Der Industriellen Revolution

Geschichte D 2021, 45′

Inhalt

Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert ist eine der größten Umwälzungen der Geschichte. Innerhalb weniger Jahrzehnte werden die Deutschen in die Moderne katapultiert. Mirko Drotschmann geht in dieser Folge der Frage nach, was es heißt, wenn ein Land in so atemberaubendem Tempo umgekrempelt wird, und was das mit den Menschen macht, deren Arbeitswelt sich durch neue Technologien radikal verändert - eine Parallele zu heute. Buchstäblich zum Motor dieser Entwicklung wurde eine Erfindung des Schotten James Watt: die Dampfmaschine. Sie sorgt im 19. Jahrhundert auch in Deutschland für ungekannten Schwung - vor allem in Gestalt der Eisenbahn. Am Anfang haben viele Menschen noch Angst vor dem "rauchspeienden Drachen", wie die Dampflokomotive wegen ihres Schnaubens und Zischens genannt wird. Doch ihr Siegeszug ist nicht aufzuhalten. Mit der Eisenbahn wächst der Hunger auf Eisen und Stahl, Werkstoffe, die bald Alltag und Arbeitswelt erobern. Selbst was alt und vertraut erscheint, wie das Schloss Neuschwanstein aus dem späten 19. Jahrhundert, beruht hinter der mittelalterlichen Fassade auf modernen Eisen- und Stahlkonstruktionen. Um die immense Nachfrage bedienen zu können, werden auch für die Industrie gigantische Bauwerke errichtet - wie die Völklinger Hütte, das weltweit einzig erhaltene Eisenwerk aus der Blütezeit der Industrialisierung. Doch mit dem Vormarsch der Maschinen gehen auch schlechtere Lebens- und Arbeitsbedingungen einher. Das zeigt sich besonders drastisch im Ruhrgebiet, wo alte Bilderbuchlandschaften dem Fortschritt weichen müssen. Die industrielle Ausbeutung der Kohlereviere hat das Ruhrgebiet im Durchschnitt um zwölf Meter absacken lassen. Deshalb müssen heute über 200 Pumpwerke Tag und Nacht laufen, sonst würde den Menschen dort bald das Wasser im Wohnzimmer stehen. Zur größten Herausforderung des Industriezeitalters wird die soziale Frage. Arbeitnehmerrechte müssen sich die Arbeiter erst mühsam erkämpfen; unterstützt werden sie dabei von den ersten Sozialdemokraten im Parlament. In Sachsen, damals ein Zentrum der deutschen Textilindustrie, kommt es 1903 zum Massenstreik. Bemerkenswert: Frauen und Männer streiken gemeinsam, zum ersten Mal in der deutschen Geschichte. Landesweit führt der Arbeitskampf der rund 8000 Textilarbeiter in Crimmitschau zur Beschwörung einer solidarischen Arbeiterklasse. Während die Mehrheit der Deutschen in Mietskasernen in den wachsenden Großstädten lebt, lassen sich die Firmengründer, Stahlbarone und Eisenbahnkönige Villen und ganze Schlösser bauen, wie man sie nur von den Landsitzen des Adels kannte. Wie kein zweiter Bau symbolisiert Alfred Krupps Villa Hügel in Essen Macht und Pracht dieses neuen Unternehmertums, das auch dank enger Kontakte zum preußischen Herrscherhaus floriert. Mit der Reichseinigung 1871 startet Deutschland in eine zweite fulminante Phase der Industriellen Revolution. Nach Kohle und Stahl werden jetzt neue Industrien wie Maschinenbau, Elektrotechnik und Chemie zu Schrittmachern der Wirtschaft. Dank der engen Zusammenarbeit mit Forschung und Wissenschaft entstehen viele erfolgreiche Produkte. Ob synthetischer Farbstoff, Schmerztablette, Zündkerze oder Kaffeefilter - ohne die zahlreichen Erfindungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wäre unser heutiger Lebensstil nicht denkbar. Vieles mutet erstaunlich fortschrittlich an: Bereits um die Jahrhundertwende entwickelt Ferdinand Porsche beispielsweise den ersten serienmäßigen Hybridantrieb mit elektrischem Radnabenmotor. Heute steht Deutschland erneut vor einem epochalen Umbruch. Roboter, künstliche Intelligenz, all das wird kommen - oder ist in vielen Industrien sogar schon da. Und die historischen Erfahrungen zeigen: Technischer Fortschritt hat immer seinen Preis, aber auch seine Chancen.

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