Das Glück des Motorradfahrers passt nicht in seine Montur
KURZFILM, MEX 2021
7 Songs
DOKUMENTATION Tanita Tikaram, D 2021
ARTE
So.. 16.02.
Film
Bildbuch
TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.
- F, CH 2018
- 85'
Experimentalfilm
Furioser Filmessay über die Gräuel dieser Welt: "Bildbuch", das Kinoexperiment der 2022 verstorbenen Filmlegende Jean-Luc Godard, lief 2018 im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes. Im Gegensatz zu seinem bekannten Werk "Histoire(s) du cinéma" steht in diesem assoziativ montierten Bilderreigen nicht die Filmgeschichte im Mittelpunkt, sondern die Lage der Menschheit und die drohenden Krisenherde unserer Zeit: Der Film, der in fünf Kapitel unterteilt ist, ist auch eine Auseinandersetzung mit der Macht der Bilder und - wie so oft bei Godard - mit dem Medium Film an sich. Das Besondere: Den deutschen Kommentar spricht Jean-Luc Godard selbst.
Inhalt
Godards "Bildbuch" wurde 2018 beim Filmfestival in Cannes uraufgeführt und mit dem Spezialpreis ausgezeichnet. Dieses Werk ist eine vielgestaltige Filmcollage und ein Kommentar zu unserer heutigen Zeit, der mit der narrativen Erzählweise des konventionellen Kinos bricht. Godard montiert Filmausschnitte aus alten Hollywoodmusicals, Stummfilmszenen mit Buster Keaton, Ausschnitte aus Klassikern wie Dreyers "Johanna von Orléans", Alfred Hitchcocks "Vertigo" oder Max Ophüls "Pläsier" lose aneinander. Daneben finden sich YouTube-Clips, Handyaufnahmen und Hinrichtungsvideos des IS aus dem Internet.
Mit unzähligen Referenzen und Querverweisen geht es durch verschiedene Filmgenres, Sprachen, Kulturen und Religionen. Der Film berührt große Themen der Menschheitsgeschichte: Es geht um die Umwelt und ihre fortschreitende Zerstörung, um Liebe und Freiheit, die Stellung der Frau, um Unrecht, Krieg sowie um unsere Sicht auf die arabische Welt.
In fünf Kapiteln reflektiert Godard die gesellschaftlichen wie politischen Hauptthemen der vergangenen Jahre - etwa die Folgen des Arabischen Frühlings und die Macht der digitalen Technik. Formal spielt der Film mit übersättigten Farben und Schwarz-Weiß-Aufnahmen, digitaler Verfremdung von altem Filmmaterial, wechselnden Bildformaten und Zeitlupen-Tempi. Unterlegt sind die Bilder bisweilen mit Godards eigener Stimme - auch in der deutschen Fassung - und einem aufwühlenden Klangteppich aus verschiedensten, teils verfremdeten Tonsequenzen: ein aufgebrachter 88-Jähriger, dessen raue und zuweilen atemlose Stimme äußerste Dringlichkeit vermittelt.
20 Jahre zuvor veröffentlichte Godard den letzten Teil seiner Reihe "Histoire du cinéma", in der er Filmzitate zusammenschnitt und so zu einem kontemplativen Streifzug durch die Filmgeschichte einlud. "Bildbuch" ist formal ähnlich konzipiert, zeigt aber diesmal, "wie ein Jahrhundert im nächsten endet". Godard konfrontiert den Zuschauer auf vieldeutige Weise mit den Schrecken unserer Zeit und befasst sich mit der Rolle der Bilderflut in einer Gesellschaft, die immer wieder von Umbrüchen und Kriegen erschüttert wird.
Diese atemberaubende Assemblage von Texten, Bildern und Tönen ist das Ergebnis eines freien und aufmerksamen Auslotens aller Möglichkeiten einer Kunst, die die Welt widerspiegelt und sich selbst dabei immer wieder neu erfindet.
Sendungsinfos
Regie: Jean-Luc Godard
Stereo