ARTE
ARTE Sa.. 15.02.
Abends nach seinen Treffen mit dem Collège de ?Pataphysique spielt Boris Vian häufig auf seinem Jagdhorn, das er "?Cor à gidouille?" getauft hatte. ARTE F
In Boris Vian (hier um 1956) steckte viel Wut: Die schriftstellerische Arbeit wirkte dabei wie ein Ventil. ARTE F

Skandalautor Boris Vian

TV-Programm des deutsch-französischen Rundfunkveranstalters Association Relative à la Télévision Européenne. ARTE sendet ein Vollprogramm mit den Schwerpunkten Kultur, außergewöhnliche Dokumentationen, zeitgenössische Spielfilme sowie Musik- und Theaterproduktionen.

Rage, Sex und Jazz

  • F 2021
  • 52'
Literatur Der Bestseller des Jahres 1947 in Frankreich lautet "Ich werde auf eure Gräber spucken": ein Noir-Roman von Boris Vian, veröffentlicht unter einem mysteriösen amerikanischen Pseudonym. Die Geschichte steckt voller Sex, Gewalt und Wut, und sie prangert den Rassismus und Puritanismus in den Südstaaten der USA an. Zu Beginn gibt sich Vian als Übersetzer aus. Schnell wird jedoch klar, dass er selbst hinter dem skandalträchtigen Roman steckt. Sein rachsüchtiger und schadenfroher Streich droht ihm zu entgleiten ...

Inhalt

Im Sommer 1946 veröffentlicht Boris Vian unter dem Pseudonym Vernon Sullivan den Noir-Roman "Ich werde auf eure Gräber spucken". Der zwar exzentrische, aber harmlos wirkende Dandy aus dem schicken Pariser Viertel Saint-German-des-Prés wollte mit seiner gewaltvollen und pornographisch angehauchten Geschichte anfangs lediglich die ihn ablehnende französische Intellektuellen- und Literaturszene auf die Schippe nehmen - und an schnelles Geld kommen. Der große Erfolg blieb für Boris Vian zu diesem Zeitpunkt noch aus, Vernon Sullivan hingegen brachte es fertig, Bestseller in Rekordzeit zu schreiben. Vian alias Sullivan war angetrieben von einem tiefen Engagement gegen Ungerechtigkeit und Rassismus. Seine politische Diatribe verpackte der Schriftsteller in Sex, aufreizenden weiblichen Figuren und Blut - ein Dreiklang, der die Leserschaft in Massen anlockte. Vian gab sich offiziell als Literaturübersetzer aus. Unter seinem Pseudonym trat er jedoch einen der aufsehenerregendsten Literaturskandale des 20. Jahrhunderts los. Obgleich der junge Franzose noch nie in den USA war, wurde er mit amerikanischen Schriftstellern wie Erskine Caldwell, James M. Cain oder William Faulkner verglichen. Vian schrieb zu einer Zeit, als schwarze US-amerikanische Schriftsteller wie Richard Wright, James Baldwin und Chester Himes ins Exil nach Frankreich gingen, um der Rassentrennung zu entkommen, und das kulturelle Treiben in den Pariser Cafés aufmischten. Der avantgardistische Pariser Poet wird heute gerne idealisiert, Vernon Sullivan hingegen wird dabei kaum erwähnt. Womöglich aus Angst, seinen Erfinder zu verunglimpfen? Dabei handelt es sich doch um ein und dieselbe Person. In Boris Vian steckte viel Wut und eine dunkle Vergangenheit. Der von Natur aus schüchterne Mann verbarg seinen Unmut vor der Öffentlichkeit, doch in ihm brodelte es. Die schriftstellerische Arbeit wirkte dabei wie ein Ventil. Um als Autor Anerkennung zu finden, schuf der bis dato unbekannte Vian einen fiktiven Schriftsteller, der all das sagte, was er selbst nicht auszusprechen vermochte - und Vernon Sullivan konnte fortan nicht mehr zum Schweigen gebracht werden.

Sendungsinfos

Regie: Natacha Giler Stereo
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